AUF DER SUCHE NACH WILDER NATUR

AUF DER SUCHE NACH WILDER NATUR

1. DER NATUR-ENTFREMDETE MENSCH

Der Mensch braucht wilde Natur nicht nur
als Kulisse für Sonntagsausflüge, sondern
existenziell als Umgebung für seine Entwicklung
und sein Wohlbefinden.
Wilde Natur ist immer auch mit den Augen ihrer
Bewohner, der Wildtiere, zu sehen: wo gibt es
Schlafplätze, Nahrung, Territorien und Reviere,
in denen es sich gut und frei von Störungen
durch Menschen leben lässt?

Viele Menschen scheinen eine Natur, die
sich weitgehend oder gänzlich selbst
reguliert, nicht aushalten zu können.
In ihren Gärten wird Einheitsrasen von
mörderischen Mährobotern kurzgehalten
ohne Rücksicht auf kleine Tiere (Igelkinder!).
Wildpflanzen und -tiere sind unerwünscht.
In solchen `Gärten des Grauens´ ( - eine
informative Facebook-Seite heißt tatsächlich
so ! -) sind Tier- und Blumen-Imitate aus
Blech und Plastik sehr präsent. Zu allem
Übel werden die Geschmacklosigkeiten
auch noch solar beleuchtet.

In der wilden Natur - sollten sie sie doch
einmal aufsuchen - wollen sich die Natur-
entfremdeten nicht benehmen:
ihre Kinder rennen schreiend herum, mit
Grillfleisch-Gestank verpesten sie die Luft,
Angler morden Fische, Mountain-Biker
brettern ungeheuer rücksichtslos durch
entlegene Waldgebiete, Nordic-Walker
durchbrechen scharenweise mit ihrem
Geklapper die Stille des Waldes, Jugendliche
feiern Partys ... und hinterlassen ihren Müll:
Bonbonpapiere, Knochen, Angelschnüre,
Dosen, Flaschen, Taschentücher, Kondome ...

2. JÄGERSLEUT

An besonders entlegenen und schönen
Plätzen stehen Jäger-Hochsitze. (Für
Naturfotograf*innen sind Jäger-Hochsitze
bei besonders interessanten Felsen, Bäumen,
Wasserläufen ... ärgerlich!)
Deren Erbauer legen gesteigerten Wert auf
Überwachung der wilden Tiere.
Die Grünröcke persönlich anzutreffen ist für
Naturfreund*innen unangenehm: mal
sind die Herrschaften angetrunken, mal
machen sie unerträglichen Lärm, mal sind
sie aggressiv, wenn Wandersleut sich in ihrer
`Schusslinie´ befinden ...
Man trifft sie auch beim Hunde-Abrichten.
Da bieten sie einen Anblick, der selbst für
Leute, die keine Affinität zu Hunden haben,
extrem befremdlich ist.

Skurril ist ihr Verhalten auch, wenn sie die
`Nahrungskonkurrenten´ der Menschen bejagen.
Sie sehen das als wichtige Aufgabe an und
bringen fischfressende Vögel an Karpfenweihern
genauso um wie Wildschweine, die der Hunger
aus den Wald-Monokulturen in die Felder treibt.
Die Karpfenteich- und Landwirte, die von Tier-
und Naturliebe herzlich wenig halten, freut
das freilich. Seite an Seite mit den Waidmämmern
( und -frauen ) marschieren sie in die Kirchen
zu den Hubertusmessen, um den Krieg gegen
die wilden Tiere inclusive Bleivergiftung und
unvorstellbar schreckliches Tierleid absegnen
zu lassen.

Seltsamerweise möchten die grünberockten
Naturüberwacher nicht mit Nazis verglichen
werden - wobei doch gerade Göring und seine
Kumpanen stolz auf solch sinnfrei-pflichtbewusste
deutsche Gründlichkeit gewesen wären!

3. BAUERSLEUT

Schafft es ein Naturfreund, sich auf der Suche
nach wilder Natur weit von den Einheitsgärten
und Einheits`wäldern´zu entfernen, mag er
sogar in entlegensten Regionen auf landwirt-
schaftlich begüllte und vergiftete Flächen
treffen.

Seit auch der dümmste Bauer weiß, wie man
mit chemischen Düngern, Monokulturen und
Giftkeulen aus Ackerböden Geld macht, müssen
Sträucher, Bäume, Kleinsäuger, Vögel, Reptilien,
Insekten ... weichen und aussterben.
Soweit das Auge reicht: Raps und Mais und
Mais und Raps - auf ökologisch kaputten Böden.
Die Bauern mit ihrem schweren Gerät stört die
Naturzerstörung nicht. Sie rumpeln über alles
Lebendige hinweg. Auch das Zerschlitzen von
Rehkitzen gehört dazu, wenn hochgezüchtete
Einheitspflanzen maschinell eingesammelt werden.
(Steile Felsen und Steilhänge - etwa in der
Fränkischen Schweiz - sind gute Naturschützer!
Sie verhindern, dass Maschinen und Fahrzeuge
durchkommen!)

Naturfreund*innen, die dem Irrsinn ausweichen
und einfach nur wilde Natur genießen wollen,
sind stets auf der Suche nach seltenst
gewordenen artenreichen Wildblumenwiesen.
Doch wie ekelt es sie, wenn auch dort vorher
schon der Bauer war und die Fäkalien seiner
qualgezüchteten Tiersklaven verspritzt hat!
Zu allen Jahreszeiten! Massenhaft! Fäkalien
auf Wiesen und Feldern - inclusive Vergiftung
von Grundwasser und Flüssen! In Bayern
dürfen sogar Wasserschutzgebiete begüllt
werden!! Ich war geschockt, als ich das
erstmals hinter dem Klinikum Forchheim in
Oberfranken gesehen habe. Die Zuständigen
bei den Stadtwerken konnten mir mit meiner
Beschwerde deshalb nicht weiterhelfen.

Man wünscht den rücksichtslosen Bauersleuten,
das mal zu erleben, was die kleinen wilden Tiere
andauernd aushalten müssen: die eigene Wohnung
und die Nahrung zugeschüttet bekommen mit Jauche!

4. FORSTWIRTSCHAFT

Wenn sich Naturfreund*innen auf der Suche
nach Erholung in den Wald begeben, ist der meist
zurechtgepflanzt, eingezäunt und ausgeschlagen -
den Vorstellungen der Holzindustrie folgend.
Forstwirtschaftlich überwacht, sind nahezu alle
Wälder zu Selbstbedienungsläden für Holz-
Konsumenten verkommen. Artenvielfalt ist vorbei,
Sturmschäden und Schädlingsfraß voraussehbar.
Für wilde Natur, die sich selbst reguliert, ist im
deutschen Wald nur in Ausnahmefällen Platz.

Deutsche Einheitsgärtner*innen stört das nicht,
sie haben gerade den Holzofen als Wärmequelle
nostalgisiert und freuen sich an der natürlichen
Wärme. Dass einige Holzöfen zu den schlimmen
Luftverschmutzern gehören, stört sie nicht.

Die Stimmung eines Naturfreundes wird noch weiter
gedrückt, wenn ihm ein Spaziergänger begegnet,
der sich darüber beschwert, dass am Waldboden
tote Äste liegen und fordert, dass das Forstamt
mal reinemachen solle! "Früher" hätte es das nicht
gegeben, "da war der Wald noch sauber" ...

Ja, Lebendholz, welches, am Boden liegend, von
unzähligen Tieren, Pflanzen und Pilzen besiedelt und
in fruchtbare Böden umgewandelt wird, gehört
für den deutschen Einheitsmenschen nicht in den
Wald - genausowenig wie Wildkräuter in den Garten
gehören!
Der Mensch, der gelernt hat, Teile seines Gartens
mit Folien zu unterlegen, damit verhasste Wildpflanzen
nicht hochkommen, will, genauso wie Sägewerks-
Besitzer, Landwirte, Teichwirte und Jäger, die totale
Kontrolle über die Natur. Und so schmeckt ihm
auch das Wildbret und die Milch aus den Händen
der geistesverwandten Produzenten.

5. UNGENUTZTE FLÄCHEN

Angesichts der schlimmen Zustände deprimierte
Naturfreund*innen mögen beschließen, bei ihren
nächsten Wanderungen Biotope aufzusuchen,
an denen kein menschliches Konsum-Interesse
besteht: Böschungen und ungenutzte Areale am
Rand von Straßen und Bahngleisen und alte
Industrieanlagen, wo sich bedrohte Tier- und
Pflanzenarten gerne zurückziehen.
Dort jedoch, inmitten der wilden Pflanzenschönheiten,
liegen Glas-, Kunststoff- und Papiermüll zuhauf!
Vielerorts nicht vereinzelt, sondern flächendeckend!

6. DER GIPFEL

Ich bin nach solch niederschmetternden
Erlebnissen, nachdem ich die Wegwerfgesellschaft
und die Naturzerstörer mal wieder satt hatte,
einen Berg hochgestiegen. Hoch oben im
Mittelgebirge, in einem nahezu wilden, schwer
zugänglichen Waldstück wollte ich mich
hinsetzen und dem Gesang der Vögel lauschen ... -
da habe ich am Hang hinter mir eine wilde Müllkippe
entdeckt ...

 

FRANKen ARTistin